Projekte
Soziales Netzwerk für Regenbogenfamilien
Vielfältig e.V. hat ein soziales Netzwerk entwickelt, das ganz auf die Bedürfnisse von (werdenden) Regenbogenfamilien abgestimmt ist. Das Netzwerk ist ein neuer Raum voller Möglichkeiten. Hier besteht die Chance, sich in Gruppen und Foren auszutauschen, eigene Themen einzubringen, diese mit anderen Netzwerkerinnen zu diskutieren, weiterzuentwickeln und (neue) Kontakte zu knüpfen. Es können eigene Gruppen gegründet, Events veröffentlicht, regenbogenfreundliche Orte empfohlen und gefunden, und Kleinanzeigen online gestellt werden. Mit diesen vielfältigen Gestaltungsräumen kann es sich als wichtige Anlaufstelle für (werdende) Regenbogenfamilien, Unterstützerinnen und Organisationen mit Angeboten für Regenbogenfamilien etablieren.
Damit das Netzwerk wirklich ein digitaler „safe space“ ist braucht es für die Registrierung einen Einladungslink von jemand, der_die bereits Mitglied ist. Für alle, die niemanden kennen, besteht zumindest anfänglich die Möglichkeit, einen Einladungslink über das Kontaktformular anzufragen – bevor dann die Community ganz übernimmt.
Regenbogenfamilienportal für familiennahe Fachkräfte und Multiplikator*innen
Regenbogenfamilien sind vielfältig in ihren Familienmodellen. Sie sind gelebte Realität und gestalten Tag für Tag das Leben in familiennahen Einrichtungen mit. Als relativ neue Familienform stehen sie allerdings vor spezifischen Herausforderungen. Die rechtliche Gleichstellung steht noch immer aus. So kann die gemeinschaftliche Elternschaft für Kinder, die in eine bestehende Beziehung geboren werden, nur durch eine Stiefkindadoption erreicht werden.
Aber auch im Alltag treffen Regenbogenfamilien auf Hürden: „Wir müssen uns immer erklären!“ –so lässt sich der nahezu alltägliche Rechtfertigungsdruck, den viele empfinden, auf den Punkt bringen. Mit dem neuen Portal soll sich das ändern und Regenbogenfamilien selbstverständlicher Teil einer vielfältigen Familienlandschaft werden. Für die Kinder und Jugendlichen aus Regenbogenfamilien ist es wichtig, nicht nur mitgedacht, sondern in ihrer Lebenssituation wahrgenommen und vor diskriminierendem Verhalten geschützt zu werden. Das kann nur mit gut informierten Fachkräften gelingen.
Das Portal wurde durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI) gefördert.
Website für Regenbogenfamilien
Familien werden immer bunter – nicht zuletzt, weil seit einigen Jahren auch Schwule, Lesben und Transgender immer häufiger mit Kindern leben. Doch die Gründung einer Regenbogenfamilie ist nicht ganz einfach und auch der Alltag ist herausfordernd. Deshalb hat die Text- und Internet-Agentur MerkWert das Internet-Portal www.regenbogenfamilien-nrw.de entwickelt. Das Portal unterstützt (werdende) Regenbogenfamilien bei ihrer Planung, es klärt auf, informiert und trägt dazu bei, dass sich Netzwerke bilden.
Das Portal befasst sich aktuell und umfassend mit allen relevanten Themen von der Planung über den Alltag bis hin zu Forschungsergebnissen. Es tritt für die Rechte von Regenbogenfamilien ein, indem es politische und gesellschaftliche Forderungen formuliert. Es bietet Orientierung in Rechtsfragen und fasst die Positionen der Parteien zusammen. Um den Austausch zu fördern, können News kommentiert werden. Für die Zukunft ist ein geschütztes Forum geplant, in dem sich Regenbogenfamilien vernetzen können.
Neben Regenbogenfamilien sind auch alle Menschen angesprochen, die mit Regenbogenfamilien Kontakt haben – insbesondere pädagogische Fachkräfte. Häufig herrscht bei ihnen noch Unsicherheit im Umgang vor. In Zukunft wird es zunehmend zu ihrer Aufgabe werden, Kinder aus Regenbogenfamilien akzeptierend zu unterstützen und zu integrieren. Hier bietet das Portal mit Einblicken in die Lebenswirklichkeit, vielfältige Literaturhinweisen und einem Servicebereich mit Beratungsadressen Hilfe.
„Bunte Kitas… starke Kinder“
Obwohl die Zahl der Regenbogenfamilien (RBF) seit einigen Jahren stetig ansteigt, haben viele von ihnen mit Vorurteilen und Unsicherheiten im Umgang mit dieser jungen Familienform zu kämpfen. Regenbogenfamilien müssen nicht nur mit den Folgen gesellschaftlicher Marginalisierung umgehen, sondern auch mit mangelnder Akzeptanz, die sich wesentlich aus den tradierten Familienmodellen ableitet. Das betrifft nicht nur schwule, lesbische und trans*-Eltern, sondern auch deren Kinder. So hat das aktuelle LBS-Kinderbarometer Deutschland 2016, bei dem knapp 11.000 Kinder im Alter zwischen 9 und 14 Jahren befragt wurden, ein eher ernüchterndes Ergebnis zum Thema Regenbogenfamilien erbracht. Insgesamt 38 % der Kinder konnten der Aussage „Ich finde es gut, dass es ganz unterschiedliche Familien gibt, beispielsweise Familien mit zwei Müttern oder zwei Vätern“ nur sehr eingeschränkt oder gar nicht zustimmen,
Viele Kinder, für die ihre Familienkonstellation zunächst eine unhinterfragte Realität ist, machen im sozialen Kontext des Kindergartens erste Fremdheitserfahrungen. Sowohl von anderen Kindern als auch von deren Eltern und in vielen Fällen auch von den Erzieher_innen werden ihnen Fragen und Zuschreibungen entgegengebracht, die dazu führen, dass sie zwangsläufig ihre Familie als andersartig erfahren. Die Reaktionen der Kinder sind – abhängig von vielen Faktoren – sehr unterschiedlich. Es kann jedoch, wenn sie bei den aufkommenden Fragen nicht angemessen begleitet werden, ein Problembewusstsein entstehen, das sogar zur Leugnung der eigenen familiären Situation führen kann.
Dem Kindergarten bzw. der Kindertagesstätte als häufig erste Einrichtung, in der Kinder regelmäßig in sozialen Gruppen mit anderen Kindern agieren, kommt also im Hinblick auf die frühkindliche Stärkung von Kindern aus RBF eine wesentliche Rolle zu. Hier wird gewissermaßen eine frühe Weichenstellung vorgenommen, die es allen Kindern im besten Fall ermöglichen kann, sich mit Familienvielfalt auseinanderzusetzen, Familienkonzepte jenseits der tradierten Familienmodelle kennenzulernen und als gleichberechtigt anzuerkennen.
Dieser Aufgabe können die Einrichtungen nur dann sinnvoll und erfolgreich nachkommen, wenn das Fachpersonal über ausreichend Hintergrundwissen verfügt und gelernt hat, etwaige eigene Vorurteile zu reflektieren – kurz: Erzieher_innen brauchen Regenbogenkompetenz. Das Projekt „Bunte Kitas – starke Kinder“ möchte hier ansetzen, indem es für Fachkräfte im Bereich der frühkindlichen Erziehung ein Informationsportal im Internet einrichtet. Dieses Portal soll neben Hintergrundinformationen zu RBF auch praxisorientierte Materialien bieten.
Das Informationsportal für Erzieher_innen ist als Subdomain der bestehenden Website regenbogenfamilien-nrw.de eingerichtet. Damit wird eine gut eingeführte Informationsquelle zu RBF in NRW genutzt, um gezielt Inhalte für Multiplikatorinnen bereitzustellen. Multiplikator_innen werden auf der Website bisher zwar berücksichtigt, die Inhalte sind jedoch nicht zielgruppenspezifisch aufbereitet. Durch die Fokussierung auf den Bereich der frühkindlichen Erziehung und Erzieher_innen als Fachkräfte ist es möglich, gut rezipierbare und vor allem praxisbezogene Inhalte zur Verfügung zu stellen.
„Bunte Kitas – starke Kinder“ ist ein neues Projekt des Vereins vielfältig e.V., das vom Ministerium für Familien, Kinder, Jugend, Kultur und Sport (MfKJKS) des Landes NRW gefördert wird. Es hat Pilotcharakter, weil Erzieher_innen in NRW bisher noch nicht als Zielgruppen in Bezug auf die Thematik RBF angesprochen worden sind.
„Wir sind dabei! …“ Ressourcen und Kompetenzen von Regenbogenfamilien in der Kindertagesbetreuung
Familie ist immer ein Abenteuer: Kinder stellen mit ihrer Spontanität, ihrem Entdeckergeist und ihren unkonventionellen Ideen alle Erziehenden ständig vor neue, nicht selten unerwartete Herausforderungen. Für alle Regenbogenfamilien – Lesben, Schwule, Bisexuelle, Inter*, Trans* und queere Personen, die mit Kindern leben – ist das Abenteuer noch ein bisschen größer. Zu den Aufgaben, die jedes Familienmodell mit sich bringt, kommt das Bewusstsein, ein ungewöhnliches Familienkonzept zu leben und damit in vielen Situationen exponiert zu sein. Oft entsteht das Gefühl, sich als Familie beweisen zu müssen, sei es durch Fragen, die an Eltern und Kinder herangetragen werden oder durch unbedachte oder bewusst ausgrenzende Äußerungen.
Spätestens, wenn ihre Kinder in Einrichtungen betreut werden, haben viele Regenbogeneltern die Angst, ihr Kind könnte diskriminiert oder ausgegrenzt werden. Die Kindertageseinrichtung ist für viele Kinder die erste Institution, in der sie regelmäßig in einer sozialen Gruppen mit anderen Kindern agieren. Das Gefühl des „Anderssein“ im Abgleich mit den anderen Familien bleibt nicht aus. Die zunächst selbstverständliche Realität des Familienlebens wird durch Erfahrungen und Reaktionen von außen hinterfragt.
Deshalb brauchen Kinder aus Regenbogenfamilien eine sensible und vorurteilsbewusste Begleitung in der Kindertageseinrichtung. Nur wenn die Familienkonstellation nicht verschwiegen, sondern offen und positiv gelebt und thematisiert wird, können Regenbogenkinder ihre Familienidentität annehmen und in ihrer persönlichen Entwicklung gestärkt werden.
Das Projekt mit der Broschüre „Wir sind dabei! Ressourcen und Kompetenzen von Regenbogenfamilien in der Kindertagesbetreuung“ möchte Regenbogeneltern mit Kinder im Kita-Alter und pädagogisches Fachpersonal dabei unterstützen, Kindertageseinrichtungen so zu gestalten, dass Vielfalt als Bereicherung angesehen wird. Dafür haben wir Anregungen, Materialien und Anlaufstellen zusammengestellt und mit Regenbogeneltern, Kita-Leiter_innen und Beratungsstellen gesprochen. Wir hoffen, so zur Handlungssicherheit aller Beteiligten beizutragen: damit Kindertageseinrichtung ein positiver Erlebensraum für Regenbogenfamilien ist.